Erinnern

Written by KVN-Admin

14.09.2002 um 11.00 Uhr
in der Alten Schranne

Andreas Bindl, Jürgen Brodwolf, Peter Guth, Irmela Maier, Harry Meyer, Franziska Schemel

Erinnern, das Speichern und Wiederaufrufen von Erlebtem, ist Teil unserer Gedankenwelt und ein zentrales menschliches Anliegen. In Archiven, Bibliotheken, Museen und anderen Institutionen wird seit langem versucht, das Gewesene in einer Art artifiziellem Gedächtnis systematisch festzuhalten und zu speichern.
Das Nachsinnen über das Erfahrene und die damit verbundenen Assoziationen und gedanklichen Verknüpfungen bestimmen das alltägliche Bewußtsein. Diese Gedanken sind jedoch subjektiv und lassen sich nicht kollektivieren. Beim Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken und Riechen wird die Phantasie ganz unterschiedlich angeregt. Dieses sinnliche Wahrnehmen löst eine Vielzahl von Empfindungen wie z.B. Erinnerungen aus, die sich für jeden Menschen anders darstellen. Wirklichkeit und geistige Realität verbinden sich dabei zu einer individuellen Gesamtheit.

Die Ausstellung geht der Frage nach, wie zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen damit umgehen, und welche Entdeckungen ihr Erinnern formuliert. Neben der konkreten Erinnerung an tatsächlich Geschehenes ist damit auch der Prozess eines abstrakten Empfindens gemeint.
Die ausgestellten Arbeiten reichen von Zeichnungen über Malerei, Fotografie und Objektkunst bis hin zu Installationen. Interessant ist vor allem auch die Betonung des Materialhaften, das direkte emotionale Empfindungen hervorruft. So setzen neben Jürgen Brodwolf auch Irmela Maier und Harry Meyer, wenn auch jeweils völlig unterschiedlich, die taktile Substanz ihres Materials ein, um inhaltlich Stellung zu beziehen. Realismus und Abstraktion sind gleichermaßen in dieser Ausstellung vertreten. Ihr Nebeneinander zeugt von ihrer Gleichberechtigung innerhalb zeitgenössischen Kunstschaffens. Bei Franziska Schemel verbinden sich beide Haltungen in der spannungsreichen Verbindung von Malerei und Fotografie, bei Andreas Bindl formen die aus dem Unterbewußtsein schöpfenden Linien reale Momente, die sich im Begriff ihrer Konkretisierung wieder aufzulösen beginnen. Darüber hinaus antwortet Peter Guth in einem konzeptuellen Ansatz mit einem mehrteiligen Buchobjekt auf die Historie der Druckstadt Nördlingen.


Die ausstellenden Künstler/Innen


Andreas Bindl
(geb. 1928), Zeichnungen, Objekte

Lebt und arbeitet in Faistenhaar bei München

1948-1954 Akademie München, Studium der Bildhauerei
1980-1989 Lehrauftrag an der Akademie München
1986 Villa Romana-Preis, Florenz


Jürgen Brodwolf (geb. 1932), Installationen, Objekte, Zeichnungen

Lebt und arbeitet in Kandern/Südbaden

1948-1952 Lehre als Zeichner und Lithograph
1955-1960 Tätigkeit als Freskorestaurator
1959 Entdeckung der Tubenfigur
1976-1982 Professur für Zeichnen an der FHG Pforzheim
1982-1994 Professur an der Akademie Stuttgart


Peter Guth (geb. 1957), Holzdrucker, Objektkünstler, Zeichner

Lebt und arbeitet in Ellwangen

1977-1983 Akademie Stuttgart bei Peter Grau, Herbert Baumann u. Rudolf Schoofs
1978-1981 Studium der Kunstwissenschaften an der Uni Stuttgart
1985 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
1992-1997 Dozent für Zeichnen an der Haller Akademie der Künste Schwäbisch Hall


Irmela Maier (geb. 1956), Objektkünstlerin, Zeichnerin

Lebt und arbeitet in Ettlingen bei Karlsruhe

1976-1982 Akademie Stuttgart
1980-1981 Académie des Beaux Art Paris
1981 Oberschwäbischer Kunstpreis
1985-1986 Saint Martin’s School of Art, London


Harry Meyer (geb. 1960), Maler, Zeichner

Lebt und arbeitet in Augsburg

1976-1979 Lehre als Elektromechaniker
1988-1992 Studium der Architektur, Diplom
seit 1993 freischaffend als Maler
1992 Schwäbischer Kunstpreis Augsburg
2001 Helen-Abbott-Förderpreis für Bildende Kunst, Berlin-New York


Franziska Schemel (geb. 1961), Malerin, Fotografin

Lebt und arbeitet in Karlsruhe

1981-1984 Ausbildung als Schauwerbegestalterin in Stuttgart
1984-1990 Akademie Stuttgart bei Peter Groß und Erich Mansen
1997 Piramidon-Stipendium, Barcelona