Jahresgabe Nr. 12 des Kunstvereins Nördlingen
Sebastian Wolf | C.
„realtwenty twntyicontree“, 2013
Hochdruck auf Feinkarton, 50 x 35 cm
signierte, nummerierte und auf 100 Exemplare limitierte Auflage
„C. 13“, 2013
Fotografie, 12,6 x 18,6 cm
verso bezeichnet, nummeriert und datiert
Die Jahresgabe besteht in diesem Jahr aus zwei Teilen. Anknüpfend an die Ausstellung „Punk Rock – Junge Kunst zu Gast im Kunstverein Nördlingen“ im August 2013 haben zwei der ausstellenden Künstler, Sebastian Wolf, der mit Klebeband arbeitet, und C., der Graffiti-Sprayer, der sich mit seinem Pseudonym als Person nicht identifizieren will, jeweils ganz unterschiedliche Arbeiten geschaffen. Beide Künstler möchten damit exemplarisch auf ihr Schaffen hinweisen.
So dokumentieren die 100 Fotografien von C. ebenso viele Wandbilder des Künstlers. Sie stammen aus den Jahren 2012 und 2013 und bilden mit der Spraydose entstandene Graffiti Motive auf Wänden, Toren, Mauern, Bauwägen, in Innenräumen und an anderen Stellen im öffentlichen Raum ab. Die meisten Arbeiten sind im Original nicht mehr vorhanden.
Die überwiegend schwarz-weißen Zeichnungen von C. zeigen abstrakte Zeichen und Formen, lineare und flächenhafte Gebilde, die noch Anklänge an das in der Graffiti-Kunst verwendete Style-Writing beinhalten. Auffallend ist die teilweise bewusste Integration von architektonischen Elementen und vor Ort vorgefundenen Situationen in die Bildkomposition. Die Übergänge vom Graffiti zur Streetart, zum nicht aufs Writing bezogenen künstlerischen Graffiti, sind hier fließend.
Die größte Arbeit von Sebastian Wolf in der Ausstellung des Kunstvereins war ein Kunstwerk aus Klebeband, das direkt auf dem Boden des Ausstellungsraumes angebracht war.
Dieses Material bildete auch den Ausgangspunkt für den vorliegenden Hochdruck. Aufgebracht auf einer Holzplatte diente ungewöhnlicherweise das Klebeband als Druckfläche. Wolf, der grundsätzlich mit seinem künstlerischen Namen „realtwenty“ arbeitet, den er in eine abstrahierte, grafische Form umgesetzt hat, hat dieses stilisierte Zeichen achtmal übereinandergedruckt. Daraus ist eine Art Baumgebilde entstanden mit Fuß, Stamm und Krone, der „twntyicontree“. Die Grundform verschränkt sich zu einem großen geometrischen Muster von gedruckten rechtwinkligen Formen und ausgesparten Partien. In den meisten Abzügen ist das Gewebe des Klebebandes noch sichtbar und gibt den Flächen zusätzlich Struktur. Gedruckt wurde auf weißem und grauem Feinkarton (Conqueror 230 g/m²) und in schwarzer, roter oder blauer Farbe. Daraus entstanden sechs Serien, die unterschiedliche Druckergebnisse aufweisen. Mal wurde der Hintergrund leicht mitgedruckt oder es wurden zwei Farben übereinander gedruckt. Auf einigen Blätter sind mit roter Farbe partiell Akzente gesetzt – in jedem Fall ein schwierige und aufwändige Arbeit.
Dr. Sabine Heilig, im November 2013