07.05. – 18.06.2005
Schneidt’sches Haus,
Eisengasse 6 Nördlingen
Kunstverein mit vierter Ausstellung im Schneidt’schen Haus
Es ist längst nicht mehr nötig die Rieser Bevölkerung für moderne Kunst extra zu sensibilisieren; doch die großformatigen Form- und Farborgien der Düsseldorfer Künstler Samuel Imbach und Vera Leutloff sind sehr dazu angetan, Faszination für das Medium Malerei an sich zu zwecken.
Den ersten Fehler, den Kunststudenten begingen, sei es, Leinwand und Farbe zu kaufen – mit dieser Aussage von Joseph Beuys eröffnete Ralph Kleinsimlinghaus seine Laudatio auf die beiden Künstler. Beuys und viele andere sagten die Malerei mangels neuer Impulse immer wieder tot. Die in Düsseldorf lebenden und arbeitenden Maler Samuel Imbach und Vera Leutloff hätten das glänzend widerlegt; beide seien in Ausbildung und bei der Arbeit unkonventionelle Wege gegangen.
So nimmt Samuel Imbach Versatzstücke der modernen Welt der schillernden optischen Reize und der Medien unter die Lupe -aus einem vier Quadratzentimeter großen Anzeigenausschnitt wird dann ein Quadratmeter großes Bild. Im Schneidt’schen Haus spielt er beispielsweise in einer großformatigen Serie namens “Luchter“ mit Kristall-Reflexionen. Samuel Imbach wurde 1960 in Luzern geboren und besuchte die dortige Hochschule für Gestaltung, bevor er sich freischaffend erst in London, dann in Düsseldorf niederließ.
Ganz anders Vera Leutloff: Sie reduziert ganz bewusst ihr Motiv-Vokabular auf Netze, Stangen, horizontale Streifen, Blätter und Gebirge. Sie dekliniert es durch, indem sie oft einer ganz besonderen Farbe den Vorzug gibt. Sie trifft keine spontane Auswahl, Farben und Formelemente drücken einen Bewusstseinsprozess aus. Vera Leutloff setzt ihren Bildern keine Grenzen, das Motiv stellt nur einen Ausschnitt des Unendlichen dar. Die 1962 in Hamburg geborene Künstlerin studierte von 1981 bis 1989 an der Kunstakademie Düsseldorf; jedoch nicht bei einem der damals dominierenden und den Stil ihrer Schüler stark beeinflussenden Professoren, sondern als Meisterschülerin bei Alfonso Hüppi.
Dr. Sabine Heilig, Vorsitzende des Kunstvereins Nördlingen, der mit dem Experiment, die beiden Künstler erstmals zu kombinieren, seine vierte Ausstellung im Schneidt’schen Haus bestreitet, schwärmte von den Gemälden als “Malerei par excellence voller Sinnlichkeit von Farbe, Struktur und Form“. Die Sinnlichkeit soll noch gesteigert werden durch “Duftführungen“ am Pfingstmontag, 16. Mai, um 11 Uhr, am 19. Mai um 19 Uhr, 7. Juni, 20 Uhr, 15. Juni, 19 Uhr und 19. Juni, 15.30 Uhr. Dr. Heilig wies auch auf das Konzert in der Ausstellung mit Harry Berger und Karin Hellmann am Freitag, 20. Mai, ab 21.30 Uhr in der Nördlinger Museumsnacht hin.
Oberbürgermeister Paul Kling zeigte sich stolz angesichts einer mittlerweile stark ausgeprägten Kunstszene. “Künstler dürfen nicht dem Zeitgeist von Marketing, Werbung und Medien verfallen, sondern müssen ihn unterlaufen und Wahrheiten aufdecken“, formulierte er seine Vorstellung von moderner Kunst. Er erinnerte daran, dass der Ochsenzwinger heuer als weiterer Impuls für die Kunstszene fertig gestellt wird, im Herbst veranstaltet der Kunstverein bereits eine Skulpturenausstellung dort. Er erinnerte auch an den künstlerischen Austausch mit Olmütz, bei dem der Kunstverein eine tragende Rolle spielt.
Samuel Imbach
geboren 1960 in Luzern, 1967-1982 Hochschule für Gestaltung, Luzern; seit 1982 freischaffend, zuerst in London, seit 1984 in Düsseldorf.
Vera Leutloff
geboren 1962 in Hamburg, 1981-1989 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Alfonso Hüppi, Meisterschülerin; 1988 Villa Romana-Preis, 2001-2004 Lehrauftrag für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf.